Bild: Rat der Kärntner Slowenen regt verpflichtenden zweisprachigen Unterricht an

Rat der Kärntner Slowenen regt verpflichtenden zweisprachigen Unterricht an

Vor wenigen Tagen hat Susanne Weitlaner, Obfrau des Artikel 7 Kulturvereins für die Steiermark und Mitglied des Beirates der slowenischen Volksgruppe im Bundeskanzleramt in Wien, ihren Wunsch geäußert, „Slowenisch als Pflichtschulfach in Radkersburg/ Radgona einzuführen".

Der Rat der Kärntner Slowenen unterstützt den Vorschlag von Weitlaner zu 100% und wünscht ihr viel Erfolg.

Gute Nachrichten haben wir nun auch aus Italien erhalten, denn Ksenija Dobrila, Obfrau des Slowenischen Kultur- und Wirtschaftsverbandes - SKGZ, berichtet, dass man in unserer unmittelbaren Umgebung, im Ingeborg-Bachmann-Gymnasium in Tarvis/ Trbiž und in anderen Schulen des Kanaltals, den verpflichtenden mehrsprachigen Unterricht einführen wird. Sie spricht sogar von einem "Wunder".

Auch wir in Kärnten wünschen uns ein solches Wunder, denn nach der Zeit des Nationalsozialismus, in der das Slowenische verboten war, hat das Land 1945 den verpflichtenden zweisprachigen Unterricht eingeführt. Am 3. Oktober 1945 hat die Kärntner Landesregierung nämlich einstimmig einen Beschluss über den verpflichtenden zweisprachigen Unterricht an damals 107 zweisprachigen Schulen gefasst. Damit sollte ein Beitrag zur Völkerverständigung im gemischtsprachigen Gebiet geleistet werden.

Dieser, in die Zukunft gerichtete Unterricht wurde jedoch 1958, nach dem Abzug der englischen Besatzungsmächte aus Kärnten, nach heftigen Protesten des Heimatdienstes und anderer "heimattreuer" Verbände wieder abgeschafft.

Der Zweck bestand auch darin, dem slowenischen Gymnasium, das im Jahr zuvor von Unterrichtsminister DDr. Drimmel gegründet wurde, den Nährboden und den Nachwuchs zu entziehen. Nach dieser Maßnahme ist die Zahl der Schüler an Grundschulen von 13.000 auf etwa 1.200 gesunken. Von diesem schweren Schlag hat sich die slowenische Volksgruppe in Kärnten nie wirklich erholt.

Nach der Abschaffung des zweisprachigen Pflichtunterrichts sank außerdem die Zahl der Volksgruppenangehörigen bei der Volkszählung 1961 im Vergleich zu 1951 um 20.000, weil das Slowenische für das amtliche Kärnten offensichtlich keine besondere Bedeutung mehr hatte.

Der Rat der Kärntner Slowenen regt daher die Wiedereinführung des verpflichtenden zweisprachigen Unterrichts im Geltungsbereich des Minderheitenschulgesetzes für Kärnten an, mit der Möglichkeit der Abmeldung, wie beim Religionsunterricht.

"Vielleicht geschieht auch bei uns in Kärnten ein Wunder", hofft Valentin Inzko, Obmann des Rates der Kärntner Slowenen.